Lamborghini präsentierte ein dynamisches System zur Änderung der Radgeometrie.

Die Geometriewinkel der Räder spielen eine entscheidende Rolle für das Fahrverhalten des Fahrzeugs. Selbst „zivile“ Autos erfordern eine sorgfältige Anpassung dieser Parameter, ganz zu schweigen von Rennautos. Normalerweise sind diese Winkel statisch und fest eingestellt, aber Lamborghini hat beschlossen, diesen Fehler zu korrigieren und ein System zu entwickeln, das die Geometrie der Hinterräder während der Fahrt verändern kann!

Die neue Einheit heißt Active Wheel Carrier (AWC), also „aktive Nabe“. Die Hauptaufgabe dieses intelligenten Systems besteht darin, ein bisher unerreichtes Maß an Steuerbarkeit zu gewährleisten. Es kann zwei Winkel gleichzeitig stufenlos ändern. Denn feste Einstellungen sind immer ein Kompromiss. Obwohl beispielsweise aggressive Winkel das Handling unter extremen Bedingungen verbessern, führen sie zu einem schnellen Reifenverschleiß.

Die aktive Nabe enthält zwei separate Mechanismen, die Spur und Sturz unabhängig voneinander ändern können. Diese Mechanismen werden von speziellen Elektromotoren über Zahnräder angetrieben. Alles wird von der Elektronik gesteuert, und es sind die Algorithmen, die Lamborghinis Chefingenieur Rouven Mohr für die komplexeste und anspruchsvollste Komponente des Systems hält. Schließlich muss die Arbeit des AWC auch fein abgestimmt sein mit den Stabilisierungs- und Traktionssystemen sowie der aktiven Aerodynamik.

Dadurch kann der Radsturz des Active Wheel Carrier von 2,5 Grad positiv bis 5,5 Grad negativ variieren und die Spur kann um 6,6 Grad in beide Richtungen variieren. Die 48-Volt-Schrittmotoren sind in der Lage, beide Winkel gleichzeitig mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 Grad pro Sekunde zu ändern, was bedeutet, dass der gesamte Winkelbereich in weniger als einer Viertelsekunde durchlaufen wird. Das Ergebnis ist, dass die vom Auto entwickelte Querbeschleunigung um bis zu 25 % steigt! Das Lamborghini Huracan Coupé mit dem Active Wheel Carrier hat bereits beeindruckende Rundenzeiten auf drei legendären Rennstrecken erzielt. Auf der Heimstrecke von Nardo war der Prototyp unter der Kontrolle des Werkstestfahrers um 2,8 Sekunden schneller, in Imola um 2,2 Sekunden und auf der legendären Nürburgring-Strecke brachte der Huracan mit aktiver Nabe fast 5 Sekunden.

Künftig wollen die Entwickler die elektrischen Aktuatoren für den Betrieb im 400-Volt-Bordnetz der Plug-in-Hybride von Lamborghini vorbereiten, ähnlich wie beim Serien-Revuelto. Dies erklärt auch den Einsatz von AWC nur an den Hinterrädern, denn vorn verfügt der Revuelto bereits über die Möglichkeit, das Traktionsvektoring zu steuern.